Hunde und Silvester: Strategien gegen Stress und Angst
Für viele Hunde wird der Silvesterabend zu einem echten Problem, denn die lauten Böller und Raketen bedeuten für sie vor allem Stress und Angst. Gerade geräuschempfindliche Vierbeiner reagieren oft panisch auf das plötzlich einsetzende Feuerwerk. Manche entwickeln sogar eine sogenannte „Erwartungsangst“ – sie beginnen, sich schon unwohl zu fühlen, wenn sie nur den Schwefelgeruch der Raketen wahrnehmen. Um Hunden die Silvesterphobie zu erleichtern, braucht es vorausschauende Maßnahmen und eine gezielte Vorbereitung.
Silvesterangst bei Hunden: Ursachen und Anzeichen
Obwohl viele Hunde auf laute Geräusche empfindlich reagieren, entwickelt sich eine echte Silvesterphobie nur bei manchen Tieren. Hierbei wird das anfängliche Unbehagen zur ausgewachsenen Angststörung, bei der der Hund schon auf kleinste Geräusche mit Panik reagiert. Die Ursachen liegen oft in einem stark belastenden Erlebnis bei einem vergangenen Feuerwerk oder in einer allgemeinen, genetischen Neigung zur Angst.
Typische Anzeichen für Silvesterangst sind:
Nervosität und Zittern
Hecheln und vermehrtes Speicheln
Rückzug in sichere Ecken und Räume
Verhaltensänderungen wie Winseln und Jaulen
Appetitlosigkeit und gelegentlich sogar Unsauberkeit
Zusätzliche Verhaltensweisen sind bei manchen Hunden zu beobachten:
Unruhiges Umherwandern oder panisches Hin- und Herlaufen
Vermehrtes Kratzen an Türen oder Möbeln, wenn sie sich eingeschlossen fühlen
Versuche, sich zu verstecken oder zu entkommen, selbst an ungewöhnlichen Orten
Eine genetische Veranlagung, wie bei Rassen wie dem Lagotto Romagnolo oder dem Norwegischen Buhund, oder ein traumatisches Erlebnis können diese Angst zusätzlich verstärken. Besonders stressanfällige Hunde neigen ebenfalls zu Phobien.
Langfristige Ansätze zur Prävention von Geräuschphobien
Da das Feuerwerk jedes Jahr erneut stattfindet, ist es sinnvoll, frühzeitig Maßnahmen zu treffen, um die Angst auf lange Sicht zu reduzieren. Neben der Desensibilisierung und Gegenkonditionierung gibt es zusätzliche Maßnahmen, die langfristig helfen, dem Hund die Angst zu nehmen und Silvester weniger belastend zu gestalten.
Schrittweise Geräuschgewöhnung und positive Verknüpfung
Eine bewährte Methode zur langfristigen Reduktion von Geräuschangst ist die Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Dabei wird der Hund nach und nach an die Geräusche gewöhnt und lernt, diese positiv zu verknüpfen. Dieses Training sollte idealerweise schon Monate vor dem Jahreswechsel starten und in Etappen aufgebaut werden.
Niedrige Lautstärken zu Beginn
Zu Beginn wird das Feuerwerksgeräusch in sehr leiser Lautstärke abgespielt, sodass der Hund es nur als Hintergrundgeräusch wahrnimmt. Parallel sollte er eine angenehme Beschäftigung wie Kauen oder Spielen bekommen. Die Lautstärke wird nur dann schrittweise erhöht, wenn der Hund keine Angst zeigt.Training an verschiedenen Orten
Da Hunde ortsgebunden lernen, sollte das Training an unterschiedlichen Plätzen im Haus stattfinden, auch an dem Ort, an dem der Hund später die Silvesternacht verbringen wird. So wird er mit der Geräuschkulisse vertraut und lernt, in verschiedenen Umgebungen ruhig zu bleiben.Belohnung und positives Feedback
Jedes ruhige Verhalten sollte belohnt werden. So lernt der Hund, dass das entspannte Verhalten eine angenehme Folge hat. Übermäßiges Lob und Aufregung sind jedoch kontraproduktiv, weil sie den Hund zusätzlich in Spannung versetzen können.
Neue Ansätze für zusätzliche Gewöhnung:
Bezugsperson in der Nähe während des Trainings
Spiele und Übungen während des Geräuschtrainings zur Ablenkung
Entspannungsübungen zur Beruhigung vor dem Training, wie sanfte Streicheleinheiten oder Massagen
Diese Methode ist besonders effektiv, wenn sie geduldig und über mehrere Monate hinweg durchgeführt wird. Es sollte vermieden werden, dass der Hund in dieser Zeit unkontrolliert lauten Geräuschen ausgesetzt ist, um die Trainingseffekte nicht zu gefährden.
Stressvermindernde Maßnahmen für die Silvesternacht
In der Nacht des Feuerwerks gibt es zahlreiche Maßnahmen, die helfen, dem Hund den Stress zu nehmen. Dazu gehören unter anderem:
Ein sicherer Rückzugsort
Der Hund sollte einen ruhigen und schallgeschützten Ort haben, an den er sich jederzeit zurückziehen kann. Ein Keller oder ein Raum mit dichten Vorhängen ist ideal. Der Hund sollte sich schon vor Silvester an diesen Ort gewöhnen und ihn als angenehm empfinden.Beruhigende Geräuschkulisse
Ruhige Musik oder weißes Rauschen können als Hintergrundgeräusch dienen, um die Knallgeräusche von draußen zu überdecken. Dies hilft dem Hund, weniger von den Feuerwerksgeräuschen mitzubekommen.Beruhigung durch Pheromone
Ein DAP-Diffusor (Dog Appeasing Pheromone) kann eingesetzt werden, um den Hund zu beruhigen. Der Geruch erinnert den Hund an den beruhigenden Duft seiner Mutter und wirkt stresslindernd. Dieser sollte am besten schon Tage vor Silvester eingeschaltet werden, damit der Hund daran gewöhnt ist.Gesellschaft und Ruhe der Bezugsperson
Die Nähe des Menschen beruhigt viele Hunde. Die Bezugsperson sollte ruhig und gelassen bleiben und den Hund durch ruhiges Zureden und sanfte Berührungen unterstützen, ohne ihn zu stark in seiner Angst zu bestärken.
Ergänzende Maßnahmen für einen beruhigenden Effekt
Leichte Duftöle wie Lavendel oder Kamille im Raum, die eine beruhigende Wirkung auf viele Hunde haben
Vertrauen und eine gewohnte Routine beibehalten, um dem Hund das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln
Vermeidung von Menschenmengen oder Gästeverkehr im Haus, da dies zusätzliche Reize und Stressoren erzeugen könnte
Medikamente zur Linderung akuter Angst
Wenn der Hund sehr stark auf Feuerwerkslärm reagiert und keine Zeit mehr für Desensibilisierung bleibt, können angstlösende Medikamente in Absprache mit dem Tierarzt eingesetzt werden.
Langfristig wirkende Mittel
Bestimmte angstlösende Medikamente wie SSRIs können bei Hunden mit generell erhöhter Ängstlichkeit verschrieben werden. Diese werden in der Regel frühzeitig verabreicht und wirken dann kontinuierlich angstlindernd.Kurzzeitig beruhigende Medikamente
In akuten Fällen kann der Tierarzt kurzzeitig wirksame Medikamente wie Alprazolam oder Dexmedetomidin verschreiben, die gezielt die schlimmsten Symptome am Silvesterabend dämpfen.Natürliche Beruhigungsmittel und Ergänzungsfuttermittel
Sanfte Beruhigungsmittel auf Basis von Kräutern oder das Protein Alpha-Casozepin können ebenfalls eine milde angstlösende Wirkung haben und ergänzend gegeben werden.
Tipps für die Silvesternacht: Was kann man noch tun?
Um die Silvesternacht für den Hund möglichst stressfrei zu gestalten, sind einige grundlegende Vorsichtsmaßnahmen ratsam:
Frühzeitiger Spaziergang
Am Silvestertag sollte der Hund bereits früh Gassi geführt werden, sodass er abends nicht mehr nach draußen muss. Sollte ein Spaziergang notwendig sein, ist das Anleinen Pflicht, um ein Weglaufen zu verhindern.Routine und Ruhe bewahren
Hunde reagieren stark auf die Stimmung ihrer Besitzer. Die Bezugsperson sollte selbst ruhig und entspannt bleiben, um dem Hund ein Gefühl von Sicherheit zu geben.Ablenkung durch Spielzeuge und Kausnacks
Beschäftigung wie Kauen und Spielen kann den Hund ablenken und ihm helfen, sich zu entspannen.
Ergänzende Tipps für eine ruhige Nacht:
Vermeidung von Flackerlicht und anderen Sinnesreizen
Ein fester Tagesablauf, damit der Hund weiß, was ihn erwartet
Vermeidung von neuen Reizen, wie Besuch oder ungewöhnliche Aktivitäten, die ihn zusätzlich stressen könnten.
Fazit
Mit den richtigen Maßnahmen kann der Jahreswechsel für viele Hunde erträglicher gemacht werden. Frühzeitiges Training, ein sicherer Rückzugsort und entspannende Mittel können helfen, die Angst des Hundes vor den Feuerwerksgeräuschen abzuschwächen. Ob durch Desensibilisierung oder kurzfristige Maßnahmen: Eine gute Vorbereitung und Ruhe von Seiten des Besitzers sind der Schlüssel, um den Hund durch die herausfordernde Silvesternacht zu begleiten.